Skip to main content

Trockenheit und Auswirkungen

 

Was ist eine Trockenheit?

 

Trockenheit ist eine Periode mit deutlich unterdurchschnittlichem Niederschlag, die zu Wasserdefiziten im Boden, in Gewässern und im Grundwasser führt und damit natürliche und menschliche Systeme beeinträchtigt.

 

Wie entsteht Trockenheit?

 

Im Gegensatz zu anderen Naturgefahren ist Trockenheit ein Phänomen, das sich langsam aufbaut. Viele denken beim Stichwort «Trockenheit» sofort an Sommer und heisses Wetter. Aber Trockenheit kann auch im Winter auftreten. Trockenheit hängt nämlich generell von folgenden Faktoren ab:

    • Niederschlag: Das ist die Menge an Regen oder Schnee, die in einem Gebiet fällt.
    • Bodenfeuchte: Das ist die Menge an Wasser, die im Boden ist.
    • Abfluss/Wasserstand: Das ist die Menge an Wasser, die in den Gewässern oder als Grundwasser gespeichert ist.

 

Es handelt sich bei Trockenheit also immer um einen Wassermangel, unabhängig von der Jahreszeit.

 

Welche Arten von Trockenheit gibt es?

 

Die Weltorganisation für Meteorologie (⁠WMO⁠) unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Trockenheit, die sich in ihrer Entstehung und Auswirkung unterscheiden:

  • Meteorologische Trockenheit (Niederschlagsdefizit)

Meteorologische Trockenperioden sind durch unterdurchschnittliche Niederschläge (Niederschlagsdefizite) über mehrere Wochen bis Monate gekennzeichnet. Ursache dafür sind anhaltende Hochdruckgebiete, die feuchte Luftmassen fernhalten.

  • Landwirtschaftliche Trockenheit (Bodenfeuchtedefizit)

Gibt es über längere Zeit keinen Niederschlag, nimmt auch die Bodenfeuchte ab. Das heisst, es ist weniger Wasser für Pflanzen verfügbar. Im Sommerhalbjahr ist die verminderte Bodenfeuchte häufig auf eine Kombination aus geringen Niederschlagsmengen und hoher Verdunstung aufgrund hoher Temperaturen zurückzuführen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn auf einen trockenen Winter ein niederschlagsarmes Frühjahr und dann Hitzeperioden in den Sommermonaten folgen.

  • Hydrologische Trockenheit (Abflussdefizit)

Wenn der Wasserstand in Flüssen, Seen und im Grundwasser weit unter den langjährigen Durchschnitt sinkt, spricht man von hydrologischer Trockenheit. Verstärkt wird diese Situation durch eine erhöhte Wasserentnahme, z.B. zur Bewässerung.

  • Sozio-ökonomische und ökologische Trockenheit (Angebotsdefizit)

Wenn der Wasserbedarf der Bevölkerung und der Wirtschaft höher ist als das verfügbare Angebot, spricht man von sozio-ökonomischer Trockenheit. Kann der Wasserbedarf der Ökologie nicht mehr gedeckt werden, so nennt man dies eine öklologische Trockenheit.

Alle diese Arten von Trockenheit haben gemeinsam, dass in einem Gebiet über einen längeren Zeitraum nicht genug Wasser zur Verfügung steht, um den aktuellen Wasserbedarf zu decken. Wie viel genau «genug» ist, ist jedoch je nach betroffenem Sektor und Bevölkerung unterschiedlich. In einer Region können die Böden bereits sehr trocken sein, was die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigt. In den Gewässern derselben Region ist aber noch genügend Wasser, sodass die Fischerei und Gewässerökologie (noch) nicht beeinträchtigt ist.

 

Wer ist von Trockenheit betroffen?

 

Folgende Bereiche können durch Trockenheit negativ beeinflusst werden:

  • Trinkwasserversorgung: Einige Trinkwasserquellen können versiegen. Zudem kann es zu Versorgungsengpässen und damit zu Nutzungskonflikten zwischen der Trinkwasserversorgung und anderen Nutzungen (z.B. Bewässerung in der Landwirtschaft) kommen. Auch die Versorgung mit Löschwasser kann beeinträchtigt sein. Das ist besonders wichtig, weil bei Trockenheit die Walbrandgefahr steigt.

 

  • Energieversorgung/Elektrizitätswirtschaft: Wenn die Flüsse wegen Trockenheit weniger Wasser führen, können Flusswasserkraftwerke weniger Strom produzieren. Auch Speicherkraftwerke produzieren aufgrund der niedrigen Füllstände der Stauseen weniger Strom. Sind die Wasserpegel niedrig, erwärmen sich Gewässer schneller. Kühlwasser für die Kernkraftwerke, das normalerweise den Flüssen entnommen wird, wird zu warm. Zudem erwärmt sich das Flusswasser durch den Betrieb der Kernkraftwerke zusätzlich.

 

  • Landwirtschaft: Hitze und Trockenheit führen zu einer raschen Abnahme der Bodenfeuchte. Das schadet den Pflanzen und führt zu Ernteeinbussen oder sogar zu Ernteausfällen (durch Vertrocknung, Noternten von unzureichend ausgebildetem Saatgut, Pflanzenkrankheiten usw.). Wenn Niederschlag ausbleibt, kann man trockene Böden bewässern. Das führt aber dazu, dass der (Grund-)Wasserspiegel absinkt. Das ist nicht überall nachhaltig und kann zu weiteren Problemen führen, v.a. wenn er wegen Trockenheit sowieso schon sehr tief ist. Im schlimmsten Fall kommt es in Vieh-Betrieben zu Notschlachtungen von Nutztieren, da diese ohne Zukauf nicht mehr mit genügend Futter versorgt werden können oder aufgrund des Wassermangels nicht mehr genügend Tränkwasser zur Verfügung steht. Dies betrifft insbesondere auch Alpwirtschaften. Ernte- und Viehverluste haben nicht nur Auswirkungen auf der Erzeugerseite, sondern auch auf Seiten der Verbraucherinnen und Verbraucher: Wird das Nahrungsmittelangebot knapper, steigen die Preise.

 

  • Forstwirtschaft: Bäume reagieren «gestresst» auf Wassermangel und werden dadurch geschwächt. Sie wachsen langsamer und bilden weniger oder gar keine Früchte mehr aus. Längere Trockenheit kann dazu führen, dass sich ihr Laub verfärbt oder dass sie dieses bzw. ihre Nadeln verfrüht abwerfen. Geschwächten Bäume sind auch anfälliger für Insektenbefall, z.B. Borkenkäfer. Trockenheit kann dazu führen, dass Baumkronen oder ganze Bäume absterben. Herunterfallende Äste oder umstürzende Bäume können dann für Waldbesucherinnen und Waldbesucher gefährlich werden. Ausserdem bieten sie keinen Schutz vor Naturgefahren mehr (Schutzwald). Trockenheit erhöht auch die Gefahr von Waldbränden, da mehr brennbare Masse (sogenanntes Brandgut) verfügbar ist.

 

  • Schiffverkehr/-transport: Die Personen- und Güterschifffahrt wird durch Niedrigwasser negativ beeinflusst. Dies betrifft auch den Freizeitverkehr auf Wasserstrassennetz, der nicht mehr regulär stattfinden kann. Die Transportschifffahrt auf dem Rhein, die für den Import und Export von Gütern der Schweiz wichtig ist, kann durch niedrige Pegelstände stark beeinträchtigt werden (reduzierte Fahrgeschwindigkeit und/oder Ladekapazität) und muss im schlimmsten Fall eingestellt werden. Dies hat Auswirkungen auf den Handel und kann dazu führen, dass die wirtschaftliche Landesversorgung betroffen ist (z.B. Engpass an Futtermitteln, Speiseölen/-fetten, Treibstoffen).

 

  • Natur/Ökosysteme/Biodiversität: Verschiedene Ökosysteme werden durch die Trockenheit teilweise stark beeinträchtigt. Für einige Arten wird die Situation sogar lebensbedrohlich. Wasserabhängige Ökosysteme oder der Wald leiden besonders stark unter langen Trockenperioden. Trockenheit führt dazu, dass die Wasserstände sinken und die Wassertemperaturen ansteigen, was den Sauerstoffgehalt im Wasser verringert und eventuell enthaltene Schadstoffe konzentriert. Diese Faktoren setzen Fische unter Stress und können zu Fischsterben führen. Die Baumsterblichkeit ist erhöht. Dies bedroht nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Menschen und ihre Lebensgrundlagen/Sachgüter, z.B. durch Waldbrand oder geschwächte Schutzwälder. Nitrat-/Pflanzenschutzmittel-Einträge, vor allem aus der Landwirtschaft, in das Grundwasser werden in Trockenperioden weniger verdünnt. Ebenso werden eingeleitete Abwasser weniger stark verdünnt.

 

  • Bevölkerung: Trockenperioden führen allgemein zu einem Rückgang der Wasserreserven (wenig Wasser in Seen, Flüssen und Grundwasserspeichern). Dies kann punktuell zu Wasserknappheit in den Haushalten führen. Bei grosser Knappheit können die Gemeinden zu Einschränkung der Wassernutzung aufrufen (z.B. kein Bewässern von Gärten und Rasenflächen, keine Autowäsche usw.). Bei der Frage, wer noch wie viel Wasser beziehen darf, können Konflikte zwischen verschiedenen Nutzenden und Interessensgruppen entstehen. Die trockene Vegetation erhöht die Gefahr von Wald-, Flur- und Buschbränden. In besiedelten Gebieten entsteht so ein Risiko für Personen- und Sachschäden. Wenn es viele Brände gleichzeitig gibt, kann es zu Engpässen bei den verfügbaren Mitteln (Löschfahrzeuge, Helikopter, Feuerwehrleute) kommen. Kommt es nach der Trockenheit zu starken Regenfällen, kann es lokale Überschwemmungen geben. Der ausgetrocknete Boden kann das Wasser nicht schnell genug aufnehmen und es kommt zu grossen Oberflächenabflüssen.
;
Trockenheit und Auswirkungen - Nationale Trockenheitsplattform